Holz ist nachhaltig, Beton ein Klimakiller: Wer oberflächlich das Thema Baustoffe verfolgt, kann leicht zu einfachen Gleichungen kommen. Doch es lohnt sich, genauer hinzusehen und miteinander in einen Dialog zu treten. So wie Nils Nolting und Oliver Seidel, Gründungspartner des Architektur- und Stadtplanungsbüros Cityförster, mit Dr. Mathias Höppner und Dr. Simeon Stracke von Holcim.
Bereits der Name des international agierenden Architektur- und Stadtplanungsbüros Cityförster lässt eine Affinität zum Baustoff Holz erahnen – schließlich sind Wald und Holz das natürliche Umfeld des Försters. Und in der öffentlichen Diskussion, aber auch in der Baubranche selbst, ist in den letzten Jahren ein wahrer Hype um den traditionellen Baustoff entstanden. Dokumentiert wird er durch teils spektakuläre Holzbauprojekte, die bis vor wenigen Jahren undenkbar schienen – etwa immer kühnere und größere Hochhäuser.
Der Architekt Nils Nolting und der Stadtplaner Oliver Seidel lassen im Gespräch mit Dr. Mathias Höppner, Leiter Technisches Marketing, und Dr. Simeon Stracke, Referent Produktmarketing von Holcim Deutschland, keine Zweifel daran aufkommen, dass sie froh sind, dass Holz inzwischen die Nische verlassen hat: „Es war viele Jahre lang sehr schwierig, KundInnen vom Holzbau zu überzeugen“, erzählt Nils Nolting. „Noch 2015 entgegnete uns ein Auftraggeber, dem wir eine Aufstockung in Holzbauweise vorgeschlagen hatten, er wolle doch keine Baracken bauen.“
„Wir müssen größere und schnellere Schritte machen.“
Auch wenn es solche Vorbehalte nicht mehr gibt, weiß auch Cityförster, dass Holz nicht der einzige Schlüssel zu nachhaltigem Bauen ist. Beispiel „Ecovillage“: Unter der Leitung von Oliver Seidel ist Cityförster für die Gesamtplanung dieses in Deutschland einmaligen genossenschaftlichen Stadtentwicklungsprojekts in Hannover zuständig. Bis 2026 werden hier rund 500 Wohnungen auf rund fünf Hektar Land entstehen. Im Fokus steht dabei unter anderem auch die Rückbaubarkeit der Baustoffe nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip. „Alle Gebäude werden aus Holz gebaut – und alle Fundamente aus Beton“, berichtet Oliver Seidel.
Das Beispiel zeigt anschaulich, dass es viel weniger um ein Gegeneinander der Baustoffe gehen sollte, als die öffentliche Diskussion oft suggeriert. Es geht um ihr Zusammenspiel, um Potenziale und Grenzen, die nicht immer wie beim Ecovillage zwischen Tief- und Hochbau verlaufen.
Nachhaltige Baustoffe im Fokus
In ihrer Arbeit hadern Nolting und Seidel nicht selten mit der wenig ausgeprägten Innovationsbereitschaft der an der Wertschöpfungskette Bau Beteiligten. Nils Nolting sieht Trägheit bereits im Wesen des Bauens angelegt: „Architektur ist in gewisser Weise das Gegenteil von Kochen: Beim Kochen bereitet man in verhältnismäßig kurzer Zeit ein Gericht zu und genießt es unmittelbar danach – da kann man schnell mal was ausprobieren, im schlechtesten Fall macht man es nicht wieder. Beim Bauen dauern schon kleinere Projekte oftmals mindestens drei Jahre vom ersten Konzept bis zur Fertigstellung. Und mit den Konsequenzen seiner Entscheidungen muss man einen ganzen Gebäudelebenszyklus lang und noch darüber hinaus leben. Paradoxerweise hat das zur Folge, dass meist immer noch konventionell gebaut wird.“ Und das, obwohl allen klar ist, dass sich etwas ändern muss. „Alle wissen, dass die existenziell notwendigen Klimaziele kaum noch zu erreichen sind, und trotzdem gibt es so wenig Innovation“, ärgert sich Oliver Seidel. „Es war zwar noch nie so gut wie jetzt, aber es geht noch viel zu langsam.“
Auch Dr. Mathias Höppner sieht, dass sich etwas ändert: „Heute hat die Entwicklung und Etablierung nachhaltiger Baustoffe höchste Priorität. Bislang nicht oder wenig eingesetzte Ausgangsstoffe kommen in den Fokus, neue Zemente werden genormt oder bauaufsichtlich zugelassen und innovative Betonlösungen wie Carbonbeton stehen vor der Markteinführung. Auch der Aspekt der Dauerhaftigkeit von Bauwerken gewinnt an Bedeutung, denn Langlebigkeit bedeutet auch Nachhaltigkeit.“
Einigkeit herrscht bei allen Beteiligten darüber, wie wichtig es ist, dass sich alle Baustoffe nachhaltig weiterentwickeln – und über einheitliche Ökobilanzen objektiv vergleichbar sind. Dabei werden heute nicht zuletzt die Transportemissionen oft unterschätzt oder sogar unterschlagen. Vor diesem Hintergrund sieht auch Seidel in der Regionalität ein „relevantes Argument“ für mineralische Baustoffe. „Die Energiebilanz von Baustoffen kann am Ende ganz anders aussehen, als man vorher vielleicht denkt“, ergänzt Nils Nolting.
Weniger ist mehr
Holcim hat in den letzten Jahren sein Angebot an nachhaltigen, klimafreundlichen Produkten stark ausgebaut. Wie von Cityförster berichtet, ist es aber für PlanerInnen und ArchitektInnen gar nicht einfach, hier den Überblick zu behalten. Daher bietet Holcim verstärkt Webinare an, in denen dem Fachpublikum nachhaltige Lösungen vorgestellt und erklärt werden (qr.holcim.de/wissen). Zudem bietet Holcim unter dem Begriff ECOnsulting Beratungsdienstleistungen für das nachhaltige Bauen an, die auch für ArchitektInnen und PlanerInnen relevant sind – beispielsweise Unterstützung bei Nachhaltigkeitszertifizierungen und Audits wie DGNB, CSC, Berechnung von Ökobilanzen für individuelle Betonrezepturen oder die Bereitstellung relevanter Daten für Zemente und andere Ausgangsstoffe für Beton.
„Die Energiebilanz von Baustoffen kann anders aussehen, als man denkt.“
Dass sowohl Holcim als auch die ArchitektInnen der Meinung sind, CO2-Emissionen müssten einen angemessenen Preis erhalten, damit sich klimafreundliche Produkte wirtschaftlich rechnen, überraschte Cityförster zwar. Dies würde allerdings auch ein weiteres Credo unterstützen, auf das sich alle einigen können: mehr mit weniger Material zu bauen. „Wir können mit jedem Gebäude nicht gleich die ganze Welt retten, aber wir müssen größere und schnellere Schritte machen“, so Oliver Seidel.
Der Dialog zwischen Architekten und Baustoffproduzent war für beide Seiten spannend und der Austausch soll fortgesetzt werden. Lösungen für nachhaltiges Bauen, wie der Infraleichtbeton Holcim ThermoPact, der CO2-optimierte Beton Holcim EcoPact und Holzbeton wurden als besonders reizvoll eingekreist. Vielleicht wird der begonnene Dialog am Ende ja in greifbaren nachhaltigen Bauwerken enden – der erste Schritt ist gemacht.
Über Cityförster
Cityförster wurde 2005 gegründet und ist eine international tätige und interdisziplinär besetzte Partnerschaftsgesellschaft aus ArchitektInnen, IngenieurInnen und StadtplanerInnen mit MitarbeiterInnen aus über zehn Ländern. Das Team wird von acht PartnerInnen geleitet und verteilt sich auf die Standorte Berlin, Hamburg, Hannover, Rotterdam und Tirana. Mit deutschland- und europaweiten KooperationspartnerInnen agiert Cityförster als grenzen- und disziplinübergreifender Kompetenzverbund lokal, regional und international. Cityförster ist spezialisiert auf strategische Planungen, internationale Entwicklungsprojekte und experimentelles, ressourcen- und recyclinggerechtes Bauen.
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