Um den Klimawandel erfolgreich zu meistern, muss auch die Baubranche die CO2-Emissionen massiv senken. Die Schweizer Neustark AG hat ein Verfahren entwickelt, um das klimaschädliche Kohlendioxid in Abbrucharbeiten zu speichern – mit Holcim als Kooperationspartner.
Zement ist eines der wichtigsten Materialien unserer Zeit: Als Hauptbestandteil von Beton und Mörtel ist er im Einfamilienhaus, Brücken, Windrädern oder Schienentrassen verbaut. Unsere Gesellschaft wird in absehbarer Zeit also nicht auf Beton verzichten können. Da die Produktion des Zements für vier bis acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist, ist es Zeit für die Zementwende. Holcim Deutschland hat dabei das ehrgeizige Ziel formuliert, schon bis 2045 die Transformation zum klimaneutralen Unternehmen abzuschließen.
Nicolas Schnabel
Pressesprecher
Tel.: 040 36 002 273
Um dieses Ziel zu erreichen, stehen eine Vielzahl von Projekten auf der Agenda. Eine konsequente Dekarbonisierung von der Produktion bis zum Produkt und dessen Lieferung hat Holcim bereits wirksam vorangetrieben. Der CO2-reduzierte Transportbeton Holcim ECOPact befindet sich bereits seit drei Jahren auf dem Markt. Und in Lägerdorf soll – gefördert mit 110 Millionen Euro von der Europäischen Union – bis 2029 eines der weltweit ersten klimaneutralen Zementwerke entstehen.
Recyclingbeton für die Kreislaufwirtschaft
Ein weiterer und nicht minder wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit ist die Kreislaufwirtschaft. Recyclingbeton spielt in diesem Kontext eine wichtige Rolle. Denn im Jahr 2020 machten Bau- und Abbruchabfälle den Großteil (55,4 Prozent) des Brutto-Abfallaufkommens in Deutschland aus – nicht selten landen die wertvollen Materialien nach einmaliger Nutzung auf Deponien.
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Hier kommt das Cleantech-Startup Neustark AG ins Spiel, an dem die weltweit agierende Holcim Group sich im Oktober 2023 beteiligt hat und damit die bereits bestehende Partnerschaft vertieft. Das Schweizer Unternehmen hat ein Verfahren entwickelt, bei dem aus der Luft entnommenes CO2 in einem Mineralisierungsprozess in Kalkstein umgewandelt und in einem Betongranulat gebunden wird. Dieses Granulat findet im Anschluss seinen Einsatz im Straßenbau oder bei der Herstellung neuen Recyclingbetons.
Neustark ist ein Pionier der CO2-Mineralisierung zur dauerhaften Kohlenstoffentfernung und das Ziel ist es, bis 2030 rund eine Million Tonnen CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen. „Unsere strategische Partnerschaft mit Holcim macht einen wesentlichen Teil unserer Megatonnen-Roadmap aus“, erklärte Neustark-Mitbegründer und Co-CEO Johannes Tiefenthaler gegenüber der Allgemeinen Bauzeitung.
„Der Testballon hat gezeigt, dass neue Technologien, wie die von Neustark, einen weiteren Teil an CO2 einsparen können, wenn es um die letzten Kilos in der Optimierung der Rezepturen geht.“
„Wir bei Holcim arbeiten an der Dekarbonisierung des Bauens für eine Netto-Null-Zukunft, und die Technologie von Neustark hilft uns, dieses Ziel zu erreichen. Nach der erfolgreichen Demonstration der Neustark-Lösung in der Schweiz sind wir bereit, diese Technologie zur Kohlenstoffentfernung weltweit zu verbreiten“, ergänzt Miljan Gutovic, Leiter der Region Europa.
Ein erfolgreiches Pilotprojekt
Als erster Betonhersteller in Deutschland hat Holcim im Transportbetonwerk Herne (NRW) diese neue Technik bereits in einem Testlauf erprobt und die Karbonatisierung (Beaufschlagung mit CO2) von rezyklierter Gesteinskörnung mittels von Neustark bereitgestellter Spezialcontainer getestet – ein erster Schritt, um CO2-reduzierten Recycling-Beton anbieten zu können.
„Der Testballon hat gezeigt, dass neue Technologien, wie die von Neustark, einen weiteren Teil an CO2 einsparen können, wenn es um die letzten Kilos in der Optimierung der Rezepturen geht”, zieht Marc Holberg, Leiter Transportbeton Deutschland, sein Fazit. “Nun sind wir gespannt, ob und wie unsere Kunden diese Neuerung annehmen.”