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Aus Beton muss wieder Beton werden

Die Transformation der Bauindustrie ist ein zentrales Element für die erfolgreiche Klimawende. Thorsten Hahn, CEO von Holcim Deutschland, setzt bei der Baustoffwende konsequent auf Kreislaufwirtschaft.

Die Herausforderungen, die sich der Baubranche im Herbst 2023 stellen, sind enorm: Rasant gestiegene Zinsen und steigende Kosten haben das Bauen binnen weniger Monate immens verteuert und sorgen vor allem bei Wohnungsbauprojekten für ungekannte Verzögerungen und Stornierungen. Auch gestiegene Materialpreise werden häufig als ein Grund für diese Entwicklung angeführt. Und es stimmt: Die Preise von Baustoffen wie Zement und Beton sind in den vergangenen Jahren gestiegen. Hierfür gibt es gute Gründe, denn die Baustoffwende hin zu klimafreundlichen Materialien und Kreislaufwirtschaft erfordert große Investitionen, wie Thorsten Hahn, CEO von Holcim Deutschland, berichtet. Investitionen, die sich lohnen, weil sie einen immensen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten.

Kontakt

Nicolas Schnabel
Pressesprecher
Tel.: 040 36 002 273

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Herr Hahn, Zement und Beton stehen wegen ihres CO2-Fußabdrucks in der Kritik. Zurecht?

Thorsten Hahn: Es ist natürlich korrekt, dass die konventionelle Herstellung von Zement und Beton mit CO2-Emissionen einhergeht. Zugleich sind diese Baustoffe aber unverzichtbar. Ob beim Bau energieeffizienter Häuser und Fabriken, Windkraftanlagen oder Schienentrassen für die Verkehrswende: Eine nachhaltige Welt lässt sich nur auf und mit Beton errichten. Deshalb stellen wir bei Holcim die Weichen für eine CO2-neutrale Zementherstellung, der als Bindemittel unverzichtbar für den Beton ist.

Auf welche Weise geschieht das?

Thorsten Hahn: Bisher sind die wichtigsten Schlüssel für klimafreundliche Zemente die Substitution fossiler Brennstoffe sowie optimierte Rezepturen, wie bei den Zementen unserer ECO Planet Serie. Hier wird der Zementklinker durch Ersatzstoffe wie Hüttensand ersetzt und wir können den CO2-Fußabdruck um deutlich mehr als 50 Prozent gegenüber einem Standardzement verringern. Für Klimaneutralität müssen wir aber die Herstellung des Zements selbst verändern. Denn beim Brennen von Zementklinker entstehen zwei Drittel des CO2 prozessbedingt bei der chemischen Umwandlung des Gesteins. Um diese Emissionen zu vermeiden, sind innovative Carbon-Capture-Technologien notwendig. In jedem unserer drei Zementwerke verfolgen wir daher ambitionierte Projekte, um das CO2 abzuscheiden. Carbon2Business (C2B) in unserem Werk Lägerdorf ist das Stand heute am weitesten fortgeschrittene. Hier wollen wir das Treibhausgas CO2 zu einem wertvollen Rohstoff entwickeln, beispielsweise als Grundstoff in der chemischen Industrie für die Produktion von Kunststoffen. Wenn deren erster Lebenszyklus nach möglichst häufigem gleichwertigen Recycling endet, können sie erneut im Zementwerk verwertet werden, wobei das CO2 wieder abgeschieden und als Grundstoff genutzt wird. Somit entsteht ein CO2-Kreislauf, bei dem das Gas nicht in die Atmosphäre entweicht.

Thorsten Hahn

„Viele Lösungen sind bereits umgesetzt und angeschoben. Für deren Durchbruch benötigen wir dynamische Regularien, die Innovationskraft und Kreislaufwirtschaft fördern.“

Thorsten Hahn

Das klingt nach ferner Zukunft …

Thorsten Hahn: Die Zukunft ist nah: Das Ziel lautet, unser größtes Zementwerk in Lägerdorf 2029 klimaneutral zu betreiben – und damit über eine Million Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr einzusparen. 2045 wollen wir als Unternehmen in Deutschland klimaneutral sein. Um das zu schaffen, muss Holcim heute große Investitionen tätigen, die sich aber für die gesamte Gesellschaft und nicht zuletzt für unsere Kunden lohnen. Denn Nachhaltigkeitszertifizierungen werden für die Projekte und ihre Finanzierung immer wichtiger – Bau- und Immobilienbranche sind also auf unsere Innovationsfähigkeit angewiesen.

Damit einher gehen Kostensteigerungen bei Ihren Produkten, die die Bauindustrie belasten.

Thorsten Hahn: Die Herausforderungen für die Branche sind gerade extrem, die Umstellung nach der langen Niedrigzinsphase ist schwierig. Ich bin trotzdem zuversichtlich, dass wir diese Phase gemeinsam mit der Politik meistern werden. Die gestiegenen Materialkosten allein wären gut zu verkraften. Und der Mehrinvest in grünen Beton ist sehr gut angelegt, wie wir heute schon aufzeigen können. Sein positiver Effekt auf den CO2-Fußabdruck ist immens und er ermöglicht eine bessere Positionierung des Gebäudes sowie günstigere Finanzierungen. Und wie sähe die Alternative aus? Wir dürfen bei der Dekarbonisierung keine Zeit mehr verlieren!

In Lägerdorf baut Holcim eine ganz neue Ofenlinie, um in Schleswig-Holstein ab 2029 eines der weltweit ersten klimaneutralen Zementwerke Realität werden zu lassen
Innovation - In Lägerdorf baut Holcim eine ganz neue Ofenlinie, um in Schleswig-Holstein ab 2029 eines der weltweit ersten klimaneutralen Zementwerke Realität werden zu lassen

Wo sehen Sie weitere Herausforderungen?

Thorsten Hahn: Heute ist die Baubranche für rund 40 Prozent des Rohstoffverbrauchs in Deutschland verantwortlich. Vieles landet nach einmaliger Nutzung auf Deponien. Es ist daher der Kreislaufgedanke, der für die erfolgreiche Transformation der Bauindustrie insgesamt elementar ist. Hier ist eine Wende zu konsequent kreislauforientierten Produktzyklen nötig. Davon sind wir überzeugt und sichern uns teilweise bereits Rückgabeverpflichtungen für unsere Produkte, wenn wir Projekte beliefern. Denn die Rohstoffquellen der Zukunft sind nicht mehr primär Kiesgruben und Steinbrüche, sondern die bereits gebauten Gebäude und Straßen. Aus Beton muss wieder Beton werden! Und wie bereits gesagt, sehen wir sogar CO2 als Kreislaufprodukt.

Wie schafft das nachhaltige Bauen letztlich den Durchbruch?

Thorsten Hahn: Viele Lösungen sind bereits umgesetzt und angeschoben. Für deren Durchbruch benötigen wir dynamische Regularien, die Innovationskraft und Kreislaufwirtschaft fördern. Recyclingmaterial sowie klimafreundliche Zemente und Betone müssen gezielt ausgeschrieben statt ausgeschlossen werden. Ich bin zuversichtlich, dass die Politik diese Notwendigkeit erkannt hat und wir die Baustoffwende schneller realisieren werden, als es viele heute erwarten. Aber wir sind spät dran, Planen und Bauen müssen sich rundum verändern. Daher freue ich mich auf den Austausch mit den klügsten Köpfen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verbänden beim FORUM:BAU am 14. November in Essen.

FORUM:BAU 2023

Auf dem FORUM:BAU 2023 kommen am 14. November Macher:innen und Entscheider:innen zusammen. In der Zeche Zollverein in Essen geht es um nichts weniger als die Zukunft der Branche – um das zirkuläre, digitale und klimaneutrale Bauen. Die Zeit drängt: Der Klimawandel beschleunigt sich, gleichzeitig stagnieren Recyclingquoten und die Digitalisierung gestaltet sich mühsam. Planen und Bauen müssen sich rundum verändern, und zwar schnell. Denn von der Errichtung bis zum Betrieb von Gebäuden zählt die Baubranche global zu den größten Verursachern von Emissionen und Verbrauchern natürlicher Ressourcen. Wir stehen vor der Herausforderung, das Bauen neu zu erfinden. Die klügsten Köpfe aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verbänden werden auf dem FORUM:BAU 2023 diskutieren, inspirieren und vernetzen.

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