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FORUM:BAU 2023

„Zeit, dass sich was dreht!“

Rund 500 Expert:Innen der Bauwirtschaft kamen Mitte November zusammen, um beim FORUM:BAU über das zirkuläre, digitale und klimaneutrale Bauen zu diskutieren.

Das Bauen der Zukunft muss anders sein als das Bauen der Vergangenheit und der Gegenwart! Über diesen entscheidenden Punkt herrschte beim FORUM:BAU in der Grand Hall der Zeche Zollverein in Essen übergreifende Einigkeit. Über den Weg, das Tempo und den Fokus auf dem Weg zu Kreislaufwirtschaft, Digitalisierung und Dekarbonisierung der Branche wurde in vielen Runden, Vorträgen und Workshops hingegen ausgiebig diskutiert und konstruktiv gestritten.

Holcim Deutschland CEO Thorsten Hahn stellte dementsprechend genau die Einigkeit darüber, dass sich etwas ändern muss, in den Mittelpunkt seiner Begrüßung. Nicht ohne Grund sei auf dem bis dato etablierten Holcim Bauforum das FORUM:BAU entstanden. Mit dieser Veränderung soll zum Ausdruck gebracht werden, dass Holcim als Gastgeber mehr in den Hintergrund trete.

Entscheidend sei, dem Thema und der Branche ein Forum zu geben, das Bauen der Zukunft gemeinsam zu diskutieren und zu gestalten. Aus diesem Grund steht der Begriff des Forums nun im Vordergrund. Oder, wie Hahn in seiner Begrüßungsansprache passend zum Ruhrgebiet die Musiker-Legende Herbert Grönemeyer zitierte: „Es ist Zeit, dass sich was dreht!“

Nicolas Schnabel
Pressesprecher
Tel: +49 40 36 002 273

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FORUM:BAU: Nachdenklich, kritisch, kontrovers

Diese Neuschöpfung des Titels, ihre Notwendigkeit und ihre Folgen wurden erstmals in der Geschichte dieser Veranstaltung auf zwei Bühnen und damit aus verschiedenen Blickwinkeln analysiert. Verschiedene Größen der Branche berichteten aus eigenen Erfahrungen, stellten Hypothesen zur Diskussion und legten den Grundstein für einen intensiven Austausch.

Der renommierte Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar schilderte die Herausforderung für kommende Generationen beispielsweise anhand seiner Enkel, die mutmaßlich die Hauptlast heutiger und vergangener Entwicklungen werden tragen müssen. „Wir befinden uns in großen gesellschaftlichen Veränderungsprozessen. Wer diese verschläft, wird hinten überfallen“, so Yogeshwar.

Kontrovers wurde der Vortrag von Cradle2Cradle-Pionier Prof. Michael Braungart aufgenommen, der die heutige Kreislaufwirtschaft als „primitivstes Downcycling” bezeichnete und stattdessen die Bauwirtschaft aufforderte, gerade junge Leute mit positiven Botschaften zu motivieren. Mit seinen povokanten Überlegungen, zu denen auch die Forderung einer Verlängerung der Lebensarbeitszeit gehörte, war der Wissenschaftler eine große Bereicherung des Forums und sorgte für angeregte Diskussionen.

Diese entstanden auch durch die Vielfalt der persönlichen und beruflichen Hintergründe der Referent:innen, die ihre Erfahrungen mit dem anwesenden Publikum teilten und Handlungsvorschläge formulierten. So appellierte der renommierte Architekt Christoph Ingenhoven an die Verantwortung seiner Zunft, vor dem Hintergrund schwindender Rohstoffe in Zukunft mehr Menschen mit weniger Ressourcen versorgen zu müssen: „Es ist unsere Verantwortung, was wir bauen. Seien Sie mutig!“

In die gleiche Kerbe schlug sein Kollege Professor Peter Schwehr von der Hochschule Luzern, dessen Schwerpunkt unter anderem die Transformationsstrategien von Gebäuden und Quartieren im Kontext nachhaltigen Bauens darstellt. Er betonte in seinem Vortrag den gesellschaftlichen Aspekt des Bauens: „Der Klimawandel ist keine Ideologie, er ist Physik, der wir uns stellen müssen.“

Zwei Bühnen, drei große Themen

Während auf der Hauptbühne die großen Themen von den inspirierenden Speaker:innen beleuchtet und diskutiert wurden, gaben die Expert:innen auf der Expertenbühne Einblicke in die Themen und Lösungsansätze für die Zukunft des Bauens und darüber hinaus. Konkret ging es darum, wie sich theoretische Modelle in der Praxis umsetzen lassen – zum Beispiel durch Urban Mining oder Lösungen zur Dekarbonisierung von Bestandsgebäuden.

Als zentrale Elemente für den Wandel der Branche wurden hier die Schlagwörter Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung definiert. Bei der Diskussion um neue digitale Vertriebsmodelle im Baustoffhandel wurde schnell klar: „Das Potenzial ist hier noch lange nicht ausgeschöpft“, wie Maximilian Kieser, Leiter Digital Business & Strategy bei Holcim, feststellte.

Neben den vielfältigen Vorträgen waren auch Diskussionen und Workshops Teil des Programms. Mehrmals betrat mit Anna Goldhofer auch die Co-Founderin der Organisation „Critical Friends“ die Bühne. Das interdisziplinäre Kollektiv sieht das Wirtschaftssystem als Teil des Problems und Schlüssel zur Lösung zugleich. Die Wirtschaft und die systemische Veränderung von Unternehmen und Entscheidungsträger:innen seien dabei der Schlüssel für die globalen Herausforderungen.

„Wir befinden uns in großen gesellschaftlichen Veränderungsprozessen. Wer diese verschläft, wird hinten überfallen.“

Ranga Yogeshwar

Die Gruppe verfolgt das Ziel, andere zu motivieren und zu befähigen, ein Teil der nachhaltigen Transformation zu werden. Damit war sie eine der Vertreter:innen der jungen Generation auf dem FORUM:BAU: „Veränderung fällt oft nicht leicht. Aber man kann sie üben und am Ende macht es Spaß“, lautete ein positives Fazit ihrer Beiträge, in denen sie aber auch nicht mit Kritik sparte.

Spannend waren auch die Auftritte von drei jungen StartUps, die die StartUp-Bühne nutzten, um sich und ihr Geschäftsmodell zu präsentieren. In jeweils vier Minuten stellten sie ihr innovatives Produkt oder die angebotene Dienstleistung vor. Dabei ging es um ein EPD-Tool, Smart Sustainability Roadmaps oder das Gebäude als Maschine.

FORUM:BAU: Positiver Ausblick

Der letzte Vortrag des Tages kam von einer weiteren Vorreiterin des Nachhaltigen Bauens, der Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) Dr. Christine Lemaitre, die einen entscheidenden Punkt ansprach: „Wenn wir Transformation wirklich wollen, müssen wir raus aus der Komfortzone.“ Sie rief aber auch dazu auf, ehrlich auf die Probleme zu schauen und nicht zu übersehen, was heute in den Diskussionen nur als Randnotiz betrachtet wird.

Mit den Ergebnissen des ereignisreichen Tages waren die rund 400 in der Zeche Zollverein anwesenden und etwa 100 digital zugeschalteten Teilnehmer:innen nach dem Eindruck der Veranstalter sehr zufrieden. Vor Ort wurde der Raum – oder besser: das Forum – zum intensiven Austausch genutzt. Für Holcim CEO Thorsten Hahn stand in seiner Verabschiedung fest, dass man die vielfältigen Eindrücke und speziell die besonders überraschenden Gedanken nach dem langen Tag „erstmal sacken lassen” müsse. Was bereits jetzt feststeht: Holcim wird auch 2024 wieder ein Forum für die Branche anbieten.

Dementsprechend positiv fiel auch sein Fazit aus: „Nach dem heutigen Tag bin ich umso zuversichtlicher, dass wir in einem Jahr schon viele weitere Schritte auf dem Weg zum ‘Bauen der Zukunft’ gegangen sein werden. Wichtig dafür ist, dass wir den heute begonnenen Dialog fortsetzen – hoffentlich haben Sie die Chance genutzt und neue Kontakte geknüpft!“

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