In Düsseldorf entsteht derzeit mit dem Eclipse der zweite Teil des nördlichen Eingangstors der Stadt. Das gläserne Bürohochhaus stellt mit seinen filigranen Bauteilen einige ganz besondere Herausforderungen an die Baustofftechnologie.
Beim englischen Begriff Eclipse haben sicher viele direkt den Song „Total Eclipse of the Heart“ aus dem Jahr 1982 im Ohr. Im Gegensatz zur von Bonnie Tyler besungenen „Finsternis“ des Herzens ist das Eclipse-Bürohochhaus aber nach einer positiveren Bedeutung von Eclipse benannt: der Sonnenfinsternis. Zusammen mit dem bereits fertiggestellten gegenüberliegenden L’Oréal Headquarter „Horizon“ bildet Eclipse zukünftig das nördliche Eingangstor Düsseldorfs.
Herausforderung für Baustofftechnologie
Realisiert wird Eclipse von der „die developer“ Projektentwicklung GmbH, die dabei wie beim Horizon mit dem Düsseldorfer Architekturbüro HPP Architekten sowie dem UNStudio aus Amsterdam zusammenarbeitet. Die Bauarbeiten begannen im April 2019, Ende 2022 soll der Büroneubau bezugsfertig sein und Raum für moderne Arbeitswelten bieten – mit Loggien, bis zu dreigeschossigen Atrien und grünen Dachgärten in den Obergeschossen sowie gemeinschaftlich nutzbaren Campusflächen. Für die Bauausführung ist die Dreßler Bau GmbH verantwortlich, die Holcim als Betonlieferanten für das Projekt beauftragte. Wobei „Betonlieferung“ den Auftrag nur unzureichend beschreibt, denn die filigrane Bauweise von Eclipse stellt höchste Anforderungen an die Baustofftechnologie.
„Wir wollen mehr mit weniger Material bauen.“
„Ich bin seit 20 Jahren Betontechnologe, aber eine solche Kombination habe ich bislang noch nicht erlebt“, erzählt Ingo Kolenda, Holcim Prüfstellenleiter Düsseldorf-Niederrhein. „Hochfester und auch selbstverdichtender Beton werden immer öfter angefragt, was eine direkte Folge immer schlankerer Bauteile ist. Aber hochfest und gleichzeitig selbstverdichtend: Das hatten wir in der Form noch nicht.“
Höchste Anforderungen an Beton
Diese herausfordernde Kombination wurde durch die Verfüllung der rund acht Meter hohen vorgefertigten Stahlkonstruktion nötig, die für die V-Stützen des zukünftigen Eingangsbereichs des Gebäudes eingesetzt wird. Der selbstverdichtende Beton der Druckfestigkeitsklasse C60/75 musste hier von unten nach oben langsam eingepumpt werden. „Das war auch eine logistische Herausforderung, denn beim Pumpen durfte es in keinem Fall zu einer Unterbrechung kommen – aber letztlich haben wir das dank guter Vorbereitung gemeistert“, sagt Paulo Sanchez, Gebietsleiter Transportbeton Rheinland. Auch Polier Martin Etzel von der Dreßler Bau GmbH zeigte sich sehr zufrieden: „Die anspruchsvolle Betonage der V-Stützen lief absolut reibungslos.“
Eine weitere Hürde, die ebenfalls die schlanke Bauweise legte, war der Brandschutz: Um dessen Anforderungen zu erfüllen, mussten dem hochfesten Beton (C80/95) Kunststofffasern hinzugegeben werden, die den Wasseranspruch signifikant erhöhen. „Um die benötigte Konsistenz und Festigkeit zu erreichen, waren mehr als 30 Eignungsprüfungen und diverse Vorversuche im Labor und auf der Baustelle nötig“, so Ingo Kolenda. „Da hat unser Team in der Baustofftechnik hervorragende Arbeit geleistet und alle Beteiligten haben viel dazugelernt!“
Mehr mit weniger Material bauen
Insgesamt wird Holcim rund 28.000 Kubikmeter Beton für Eclipse liefern, vermutlich noch bis Ende 2021. „Auch wenn es manchmal mühsam ist, die hohen Anforderungen der Bauwerke zu erfüllen, ist das filigrane Bauen eine absolut positive Entwicklung. Denn sie dient dem gemeinsamen Ziel, mehr mit weniger Materialeinsatz zu bauen“, sagt Marc Holberg, Leiter der Holcim Baustofftechnik.