Das gemeinsame Ziel muss lauten: nachhaltiger bauen. Im Interview spricht Thorsten Hahn, Vorsitzender der Geschäftsführung Holcim Deutschland, über die Herausforderungen, denen sich die Bauindustrie stellen muss.
Ist Beton ein nachhaltiger Baustoff?
Thorsten Hahn: Klares Ja! Beton ist ein natürlicher, regionaler und vielseitiger Baustoff aus heimischen Rohstoffen. Das ermöglicht kurze Transportwege auf die Baustelle. Beton ist zudem der wirtschaftlichste Baustoff unserer Zeit. Seine Nutzungsdauer wird zum Beispiel bei Tunneln auf über 100 Jahre bemessen, was kein anderer Baustoff ohne aufwendige Wartung schafft. Beton brennt nicht, bietet einen guten Schallschutz und sorgt für ein gutes Raumklima. Eine funktionierende Infrastruktur ist ohne Beton nicht vorstellbar.
Fakt ist aber auch, dass bei der Zementproduktion eine große Menge CO2 entsteht.
Thorsten Hahn: Das ist zweifellos eine große Herausforderung, der sich die Bauindustrie stellen muss. Bei Holcim sind wir uns unserer Verantwortung sehr bewusst und setzen viele Hebel in Bewegung: Einerseits optimieren wir weiter die Technik unserer Zementwerke. Zudem forcieren wir weiter die Substitution von Klinker durch Ersatzstoffe wie Hüttensand. Wir wollen dazu beitragen, noch ressourcensparender zu bauen – etwa durch die vollständige Ausnutzung von Mindestzementgehalten bei Betonen. Durch Innovationen werden wir bald je nach Bauteil mit noch weniger Beton auskommen.
Welche Rolle spielen dabei Politiker und Behörden?
Thorsten Hahn: Das Problem sind Normen und Richtlinien, die nicht selten den Einsatz nachhaltiger Lösungen behindern. Wenn beispielsweise in öffentlichen Ausschreibungen explizit Portlandzemente (CEM I) gefordert werden, können wir keine klinkerreduzierten Zemente (CEM II und CEM III) anbieten – auch wenn diese genauso geeignet wären. Das Thema ist nicht neu und ich möchte gern an einem Beispiel verdeutlichen, wie groß der CO2-Unterschied ist: Bei Fahrbahndecken aus Beton, bei denen sehr häufig ein CEM I vorgeschrieben ist, lässt sich allein durch den Einsatz eines CEM III der CO2-Fußabdruck um bis zu 40 Prozent verringern. Das entspricht bei einer dreispurigen Strecke etwa 590 Tonnen CO2-Einsparung pro Kilometer! Aber es tut sich was: In der jüngeren Vergangenheit haben wir schon mehrere Autobahnprojekte mit CEM II und CEM III beliefert, etwa die A 1 und die A 7.
niedrigerer CO2-Fußabdruck durch den Einsatz eines CEM III anstelle eines CEM I im Straßenbau.
„Es tut sich was: In der jüngeren Vergangenheit haben wir schon mehrere Autobahnprojekte mit CEM II und CEM III beliefert, etwa die A 1 und die A 7.“
Das heißt: Viele Lösungen liegen vor, sie werden aber noch nicht genug nachgefragt?
Thorsten Hahn: Absolut richtig. Das gilt für Behörden ebenso wie für Bauunternehmen. Wir möchten unsere Kunden davon überzeugen, vermehrt CO2-reduzierte Produkte einzusetzen. Daher versuchen wir, Architekten, Planer, Investoren und Bauherren direkt zu erreichen. Deren Interesse an Nachhaltigkeit ist zwar extrem gestiegen, aber viele haben die Bedeutung der nachhaltigen Baustoffwahl noch nicht im Fokus. Dabei ist diese bei der Ökobilanzierung von Gebäuden insbesondere für die Bauphase ein entscheidender Einflussfaktor. Wenn das Verständnis hierfür steigt, sind wir überzeugt, dass die Nachfrage bei nachhaltigen Produkten deutlich wächst.
Nachhaltiger bauen!
Der Klimawandel ist Fakt – und insbesondere die Erwartungen an die Industrie sind groß, CO2-Emissionen zu verringern. Holcim ist sich dieser Verantwortung bewusst und fordert alle Beteiligten dazu auf, klimafreundlicher zu planen und zu bauen.
Was möglich ist
In sämtlichen Segmenten agiert Holcim verantwortungsvoll und hat viele nachhaltige Lösungen im Portfolio. Diese werden kontinuierlich weiterentwickelt, damit die Kunden und Partner zukünftig noch klimafreundlicher planen und bauen können. Ein Überblick.