Serielles Bauen ist einer der Lösungsansätze für die Herausforderungen durch Urbanisierung und Wohnungsknappheit. In den Niederlanden ist man bei diesem Thema wohl schon weiter als in Deutschland. Ein Beispiel dafür sind die Varex Häuser, die die niederländischen Bauunternehmen Oude Wolbers und Bouwbedrijf van der Fliert bauen. Für bereits über 50 dieser Häuser produzierte das Holcim Tochterunternehmen VETRA präzise vorgefertigte Wandelemente.
Vom Microappartement bis zur barrierefreien Wohnung: Mit der seriellen Bauweise können flexibel nutzbare Gebäude schnell, kostengünstig und qualitätsvoll errichtet werden. „Serielles Bauen kann einen Beitrag zum bezahlbaren Wohnen leisten“, sagte die damals für das Ressort Bauen zuständige Bundesministerin Barbara Hendricks Ende 2017.
„Wo bisher noch Stein auf Stein gemauert wurde, setzt sich die industrielle Vorfertigung immer mehr durch.“
Seriell, aber nicht von der Stange
Für Fachkompetenz aus einer Hand stehen die zwei niederländischen Unternehmer Bouwonderneming Oude Wolbers aus Borne und Bouwbedrijf van de Fliert aus Barneveld mit ihrem VarexHaus. Sie bieten ihren Kunden schon heute einen preislich fest kalkulierten Bauprozess von der Skizze bis zum bezugsfertigen Haus – und das in einer Bauzeit von nur vier Monaten. Präzise vorgefertigte Wandelemente werden in einer genau abgestimmten Reihenfolge auf der Baustelle montiert. Die hierfür vom Holcim Tochterunternehmen VETRA Betonfertigteilwerke GmbH im ostfriesischen Neermoor halbautomatisch hergestellten Wandplatten bestehen aus einem gefügedichten Leichtbeton LC16/18 mit einer Rohdichte von 1.800–2.000 kg/m³. Die Vorteile sind im Vergleich zum Normalbeton das geringere Gewicht durch Zugabe eines Blähton-Zuschlags sowie eine geringere Wärmeleitfähigkeit.
Projektdaten
Bauherren: Bouwonderneming
Oude Wolbers und Bouwbedrijf Van de Fliert
Betonfertigteile: VETRA Betonfertigteilwerke GmbH
Eine Bauweise, mehrere Vorteile
„Durch unsere Inhouseplanung in Abstimmung mit der Firma Oude Wolbers werden die Wünsche des Kunden zu 100 Prozent umgesetzt“, erklärt Karl-Dieter Goldsweer, Vertriebsleiter der VETRA. So werden sämtliche Fenster- und Türaussparungen exakt auf Maß eingemessen und angelegt. Auch die komplette Elektroinstallation wird integriert und die Aussparungsnischen für Dusche und WC werden im Werk vorbereitet. „Selbst die Luftschichtanker, die bei einem zweischaligen Mauerwerk zwingend erforderlich sind, werden eingebaut. Den größten Vorteil sehe ich aber darin, dass die Baufeuchte auf ein Minimum gesenkt werden kann“, sagt Goldsweer. Die Wände und Decken nehmen im Vergleich zu Bauteilen aus anderen Baustoffen wie Kalksandstein weniger Flüssigkeit auf, weil sie vorproduziert und im Ofen erhitzt werden. Darüber hinaus werden die Wände nicht verputzt und sind durch die kurze Montagezeit auf der Baustelle möglichem Niederschlag kürzer ausgesetzt.
Positiver Blick in die Zukunft
Die VETRA hat bereits viele Erfahrungen in der 3-D-Planung von Fertigteilen gesammelt. Mit dem Building Information Modeling (BIM) werden 3-D-Pläne vom Planungsbüro übermittelt. Alle beteiligten Akteure sind so immer auf dem aktuellen Stand. Spätere Unstimmigkeiten im Zusammenspiel unterschiedlicher Gewerke werden schon in der Planungsphase erkannt. „Wir stehen dem Wandel sehr offen gegenüber und sind laufend dabei, unsere Produktionsmethode weiter zu optimieren, sodass man in Zukunft mit einer Nulltoleranz bauen kann. Das wird bestimmt bald Realität!“, ist sich Karl-Dieter Goldsweer sicher. Bereits über 50 VarexHäuser wurden mit Fertigteilen der VETRA in den Niederlanden realisiert – und die Nachfrage bleibt groß.
Kontakt
Betonfertigteile
Karl-Dieter Goldsweer
Vertriebsleiter
Vetra Betonfertigteilwerke GmbH
Tel.: (04954) 92 83-35
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Mehr serieller Wohnungsbau
Der Verband der Deutschen Bauindustrie empfiehlt im Mai 2018 die Förderung des seriellen und modularen Wohnungsbaus, um die notwendige Zahl von Mietwohnungen in kurzer Zeit, in der gewünschten Qualität und zu bezahlbaren Preisen zu realisieren.