Alle zwei Jahre zeichnet die Holcim Foundation innovative und visionäre Projekte für nachhaltiges Bauen aus. Der renommierte Preis ist mit insgesamt einer Million US Dollar dotiert und in den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden knapp 30.000 Beiträge aus 130 Ländern eingereicht.
Die bebaute Umwelt hat einen enormen Einfluss auf das Leben der Menschen, denn die massiven Eingriffe sorgen für Veränderungen des Ökosystems und die negativen Auswirkungen werden immer unübersehbarer, nicht zuletzt durch den Klimawandel. Um die Klimaziele zu erreichen und eine lebenswerte Welt zu erhalten, sind nachhaltige Bauweisen von entscheidender Bedeutung.
Die Holcim Foundation for Sustainable Construction ist eine im Jahr 2003 gegründete, gemeinnützige Organisation, die Projekte fördert und würdigt, die nachhaltiges Bauen, nachhaltiges Design und architektonische Exzellenz miteinander verbinden. Den Rahmen dieser Anerkennung bildet ein alle zwei Jahre stattfindender Wettbewerb, der in fünf Regionen unterteilt ist: Asien-Pazifik, Europa, Lateinamerika, Naher Osten/ Afrika und Nordamerika.
Die Resonanz auf diesen Wettbewerb ist überwältigend: In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden fast 30.000 Beiträge aus 130 Ländern eingereicht. Auch in diesem Jahr sind zum Bewerbungsschluss am 30. März eine Vielzahl an Bewerbungen eingegangen und die Gewinner:innen werden am 18. November 2023 bekanntgegeben.
Sauberes Wasser in Mexico
Ein gelungenes Beispiel für eine nachhaltige Art zu bauen findet sich in Mexico City und dieser Beitrag wurde im Jahr 2017 mit dem Award in Gold für die Region Lateinamerika bedacht: Eines der größten Probleme dieser Metropole, insbesondere im Stadtbezirk Iztapalapa, war die nicht ausreichende Versorgung mit sauberem Trinkwasser. Die häufigen Überschwemmungen, die ein weiteres Problem der Region darstellen, führten dazu, dass das Grundwasser verunreinigt wurde.
Gelöst wurde dieses Problem durch den Einsatz der Architekten Loreta Castro Reguera und Manuel Perló Cohen. Sie realisierten den Wasserpark La Quebradora in Mexiko-Stadt, bei dem zwei Straßen als Regenwasserkanäle dienen, die das abfließende Wasser nach La Quebradora leiten. Dort sickert es durch eine Reihe von Sieben und Filtern in zwei durchlässige Becken im Park, die es dem Wasser ermöglichen, in das Grundwasser zu versickern und so die Trinkwasserversorgung zu sichern.
Bezahlbarer Wohnraum in Kanada
Dass die Vergabe der Awards völlig unabhängig von den verwendeten Baustoffen ist, zeigt sich an einem weiteren Beispiel aus Esquimalt, Kanada. Dort wurde im März 2019 ein zweistöckiges Gebäude aus Massivholz genehmigt. Verantwortlich für die Planung und Entwicklung des Projekts waren die Architekt:innen Cindy Wilson und Oliver Lang von LWPAC und Intelligent City.
Bei dem Gebäude handelt es sich um ein modulares Plattensystem, das sich variabel an die jeweiligen Gegebenheiten anpassen lässt. Ziel war es, einen nachhaltigen, erschwinglichen, lebenswerten und gemeinschaftlichen Wohnraum zu erschaffen. Den Architekt:innen ging es auch darum, dank hoher Dämmwerte und geothermischer Heizung sowie Kühlung eine Netto-Null Energie zu erreichen – die Verbindung aus nachhaltigem und erschwinglichem Wohnraum. Der Entwurf wurde 2017 mit dem Award in Silber prämiert.
Auszeichnungen mit den Holcim Awards
Im Zentrum der Holcim Foundation steht also die Förderung von Projekten, die auf lokaler Ebene einen positiven Einfluss auf die Umwelt, die Gesellschaft und die Wirtschaft haben. Dabei arbeitet die Stiftung eng mit anderen Organisationen – insbesondere führenden Universitäten – und anerkannten Expert:innen zusammen, um Best Practices für nachhaltiges Bauen zu entwickeln. Der Fokus liegt darauf, die Kernpunkte dieser Projekte zu übertragen, um damit auch in anderen Teilen der Welt positive Effekte zu erzielen.
Die diesjährige Ausschreibung der Awards endete am 30. März 2023 und bis Anfang September werden alle für einen Preis nominierten Teams für eine Überprüfung der Projekte kontaktiert. Weitere Infos zur Ausschreibung, der Historie sowie den Werten der Holcim Awards gibt es hier.
Interview
Laura, die Holcim Foundation hat es sich zur Aufgabe gemacht, nachhaltiges Bauen zu fördern. Wie gelingt ihr das?
Die Aufgabe der Foundation ist es, Innovator:innen in den Bereichen Architektur, Design, Ingenieurwesen und Stadtplanung zu unterstützen, die weltweit die Art zu Bauen verändern wollen. Ein wichtiger Punkt ist dabei die Förderung des Austauschs von Ideen und bewährten Verfahren über Regionen und Generationen hinweg, zum Beispiel durch Netzwerke und ein globales Veranstaltungsprogramm. Außerdem vergibt die Stiftung die Holcim Awards, einen der weltweit bedeutendsten Preise für nachhaltiges Bauen und nachhaltiges Design. Neu konzipiert wird derzeit ein internationales Stipendienprogramm zur Unterstützung von Studierenden und Nachwuchstalenten.
Interview
Laura VISCOVICH
Executive Director, Holcim Foundation for Sustainable Construction
Wie genau kann die Transformation der Baubranche funktionieren?
Wir sind der Ansicht, dass es dafür vier entscheidende Faktoren gibt, die vorangetrieben werden müssen: 1. Die Schaffung inspirierender Orte, die mit der lokalen Kultur in Einklang stehen. 2. Der Erhalt eines gesunden Planeten durch die Minimierung des Ressourcenverbrauchs und die Wiederherstellung der Artenvielfalt. 3. Der Aufbau prosperierender Gemeinschaften, die Gerechtigkeit und Wohlbefinden in den Vordergrund stellen. Und 4. Die Priorisierung einer tragfähigen Wirtschaft, die ein Gleichgewicht zwischen kurzfristiger Machbarkeit und langfristiger zirkulärer Wertschöpfung schafft. Die Holcim Foundation hat es sich zur Aufgabe gemacht, genau diese Ziele zu fördern, indem sie den Wissens- und Informationsaustausch ermöglicht und innovative Ideen und Projekte vorantreibt. Mit einer weltweiten Gemeinschaft von rund 500 Expert:innen und einem Netzwerk aus Partneruniversitäten hat die Stiftung seit ihrer Gründung fast 300 Publikationen veröffentlicht und über 10.000 Menschen den Zugang zu Bildungs- und Vernetzungsangeboten ermöglicht.
Aktuell läuft die Ausschreibung für die diesjährigen Holcim Awards 2023. Warum sollten Architekt:innen und Ingenieur:innen ihre Projekte einreichen?
Die Holcim Awards sind der weltweit bedeutendste Wettbewerb seiner Art und bieten eine Plattform für innovative und nachhaltige Design- und Baulösungen. Diese müssen – und das ist wichtig zu erwähnen – nicht notwendigerweise auf der Verwendung von Zement und Beton basieren. Fünf unabhängige Jurys unter dem Vorsitz weltbekannter Architekt:innen bewerten die eingereichten Projekte auf Grundlage der oben genannten vier Kriterien für nachhaltiges Bauen, was den Bewerber:innen die Möglichkeit bietet, ihre Arbeit einem globalen Publikum vorzustellen. Dies kann die Karriere erheblich vorantreiben und die berufliche Entwicklung fördern. Die Preisgelder von insgesamt 1 Million US Dollar können zudem bei der Entwicklung und Realisierung nachhaltiger Bauprojekte helfen.